Cicero
Pro Archia
Rede für Archias
Rainer Lohmann
prosa
1
Pro Archia Einführung
- Exordium
- Die Gemeinsamkeiten zwischen Cicero und Archias
- Cicero als Dichter
- Ciceros Strategie
- Propositio
- Narratio
- Archias ist ein berühmter Dichter
- Die Stationen des Archias bis Rom
- Die Beliebtheit des Archias bei der Oberschicht
- Die "Lex Plautia Papiria"
- Argumentatio de causa
- Zeugen pro Archias
- Weitere Zeugen zur Verteidigung des Archias
- Archias ist als römischer Bürger mehr als willkommen
- Die Steuerliste als möglicher Nachweis
- Argumentatio extra causam
- Das Verdienst des Archias
- Nutzen der Literatur für Cicero als Redner
- Nutzen der Literatur für Cicero als Politiker
- Die Notwendigkeit der "doctrina" für die "virtus"
- Die Notwendigkeit und Nutzen des Studiums der "doctrina"
- Der Stellenwert der Bildung und des Dichters
- Das Talent des Archias
- Die besondere Stellung des Homer
- Die besondere Stellung des Themistokles
- Archias als Verherrlicher römischer Taten
- Die besondere Stellung des Ennius
- Die besondere Stellung der Dichter im Allgemeinen – Nutzen der griechischen Literatur
- Das Fortleben des Achill in der Literatur
- Anerkennung der Dichtung
- "gloria" als Antrieb zum Handeln
- Siegreiche Feldherren und die Musen
- "gloria" als Antrieb für Cicero
- "gloria" als genereller Antrieb zum Handeln
- Ewiger Ruhm und ewige Erinnerung
- Peroratio
- Das Plädoyer des Cicero
- Cicero schließt mit einer "captatio benevolentiae"
Wenn ich über etwas Talent verfüge, Richter, dessen geringes Maß mir bewusst ist, oder wenn ich irgendeine Übung im Reden besitze, womit ich mich, wie ich nicht leugne, in erheblichem Umfang beschäftigt habe, oder wenn ich auch nur einige theoretische Kenntnisse dieser aus dem eifrigen Studium der besten Künste hervorgegangenen Fertigkeit habe, die ich nach eigenem Bekenntnis zu keiner Zeit meines Lebens vernachlässigt habe, darf wohl in erster Linie der hier anwesende A. Licinius sozusagen mit vollem Recht den Ertrag aus all diesem von mir zurückfordern. Denn soweit nur immer ich auf den Zeitraum der Vergangenheit zurückblicken und mich an meine früheste Jugendzeit erinnern kann, sehe ich vor meinen Augen, wenn ich von diesem Zeitpunkt an bis heute zurückdenke, wie dieser bei der Wahl dieser Studienrichtung und meinen ersten Schritten darin mein Ratgeber geworden ist. Wenn also meine Stimme, durch dessen Antrieb und Lehren geschult, einigen bisweilen Rettung gebracht hat, müssen wir sicherlich, soviel an uns liegt, diesem selbst, von dem wir das empfangen haben, wodurch wir in der Lage waren, anderen beizustehen und andere zu retten, Hilfe und Rettung bringen.
Si quid est in me ingeni, iudices, quod sentio quam sit exiguum, aut si qua exercitatio dicendi, in qua me non infitior mediocriter esse versatum, aut si huiusce rei ratio aliqua ab optimarum artium studiis ac disciplina profecta, a qua ego nullum confiteor aetatis meae tempus abhorruisse, earum rerum omnium vel in primis hic A. Licinius fructum a me repetere prope suo iure debet. Nam quoad longissime potest mens mea respicere spatium praeteriti temporis, et pueritiae memoriam recordari ultimam, inde usque repetens hunc video mihi principem et ad suscipiendam et ad ingrediendam rationem horum studiorum exstitisse. Quod si haec vox, huius hortatu praeceptisque conformata, non nullis aliquando saluti fuit, a quo id accepimus quo ceteris opitulari et alios servare possemus, huic profecto ipsi, quantum est situm in nobis, et opem et salutem ferre debemus.
Und damit sich niemand über diese unsere Worte vielleicht wundert, weil in meinem Klienten eine ganz andere Begabung zu Tage tritt, nicht diese theoretische und praktische Fähigkeit zu reden, [so muss ich sagen,] auch wir waren diesem Studium allein niemals ganz und gar ergeben. Denn alle Künste, die das Wesen menschlich edler Bildung ausmachen, haben ein gemeinsames Band und werden gleichsam durch eine gewisse Verwandtschaft untereinander zusammengehalten.
Ac ne quis a nobis hoc ita dici forte miretur, quod alia quaedam in hoc facultas sit ingeni, neque haec dicendi ratio aut disciplina, ne nos quidem huic uni studio penitus umquam dediti fuimus. Etenim omnes artes, quae ad humanitatem pertinent, habent quoddam commune vinculum, et quasi cognatione quadam inter se continentur.
Aber damit es niemandem von euch sonderbar vorkommt, dass ich in einer durch das Gesetz bestimmten Untersuchung und in einer öffentlichen Gerichtssitzung, da die Sache vor dem Prätor des römischen Volkes, einem hochachtbaren Mann, vor gestrengen Richtern und vor einem so zahlreichen Publikum verhandelt wird, eine solche Art des Vortrags wähle, die nicht nur von der üblichen Gerichtssprache, sondern auch von dem zum Forum gehörenden Ton abweicht, bitte ich euch, mir in dieser Sache folgende Gunst zu erweisen, die diesem Angeklagten angemessen und, wie ich hoffe, euch nicht unangenehm ist: Lasst es bitte zu, dass ich, indem ich für den höchststehenden Dichter und den gebildetsten Menschen spreche, bei dieser Ansammlung der gelehrtesten Menschen, bei dieser eurer höheren Bildung und schließlich bei diesem Prätor als Vorsitzendem über das Studium der höheren Bildung und der Wissenschaften ein wenig freimütiger rede und, da es sich um eine solche Persönlichkeit handelt, die wegen ihrer Zurückgezogenheit und ihrer literarischen Tätigkeit nicht im Mindesten in Gerichten und Prozessen herumgezerrt worden ist, eine beinahe ganz neuartige und ungewöhnliche Redeweise gebrauche.
Sed ne cui vestrum mirum esse videatur me in quaestione legitima et in iudicio publico--cum res agatur apud praetorem populi Romani, lectissimum virum, et apud severissimos iudices, tanto conventu hominum ac frequentia--hoc uti genere dicendi, quod non modo a consuetudine iudiciorum, verum etiam a forensi sermone abhorreat; quaeso a vobis, ut in hac causa mihi detis hanc veniam, adcommodatam huic reo, vobis (quem ad modum spero) non molestam, ut me pro summo poeta atque eruditissimo homine dicentem, hoc concursu hominum literatissimorum, hac vestra humanitate, hoc denique praetore exercente iudicium, patiamini de studiis humanitatis ac litterarum paulo loqui liberius, et in eius modi persona, quae propter otium ac studium minime in iudiciis periculisque tractata est, uti prope novo quodam et inusitato genere dicendi.
Wenn ich merke, dass mir dieses von euch gütigst gewährt wird, will ich in der Tat erreichen, dass ihr glaubt, dieser A. Licinius hätte nicht nur nicht, da er ein Bürger ist, aus der Zahl der Bürger gestrichen werden dürfen, sondern er hätte sogar, wenn er es nicht wäre, aufgenommen werden müssen.
Quod si mihi a vobis tribui concedique sentiam, perficiam profecto ut hunc A. Licinium non modo non segregandum, cum sit civis, a numero civium, verum etiam si non esset, putetis asciscendum fuisse.
Denn sobald Archias aus dem Knabenalter getreten und sich weg von den Künsten, in denen ein Knabe gewöhnlich in Bezug auf die höhere Bildung unterrichtet wird, der Schriftstellerei gewidmet hatte, gelang es ihm zuerst in Antiochia - denn dort wurde er als Sohn einer vornehmen Familie geboren -, in einer einst dichtbevölkerten und wohlhabenden Stadt, reich an den gebildetsten Menschen und den edelsten Studien, sich schnell vor allem durch den Ruhm seines Talentes auszuzeichnen. Später erregte in den übrigen Teilen Asiens und ganz Griechenlands seine Ankunft jedes Mal solches Aufsehen, dass den guten Ruf seines Talentes die Erwartung seiner Person übertraf, sein persönliches Erscheinen und seine Bewunderung hingegen die Erwartung.
Nam ut primum ex pueris excessit Archias, atque ab eis artibus quibus aetas puerilis ad humanitatem informari solet se ad scribendi studium
contulit, primum Antiochiae--nam ibi natus est loco nobili--celebri quondam urbe et copiosa, atque eruditissimis hominibus
liberalissimisque studiis adfluenti, celeriter antecellere omnibus ingeni gloria contigit. Post in ceteris Asiae partibus
cunctaeque Graeciae sic eius adventus celebrabantur, ut famam ingeni exspectatio hominis, exspectationem ipsius adventus
admiratioque superaret.
Italien war damals voll von griechischer Kunst und Wissenschaft, und diese Studien wurden in Latium damals eifriger betrieben als jetzt in denselben Städten, und hier in Rom wurden sie wegen der ruhigen politischen Verhältnisse nicht vernachlässigt. Und so denn beschenkten die Bewohner von Tarent, von Regium und von Neapel meinen Klienten mit dem Bürgerrecht und den übrigen Belohnungen; und alle, die einigermaßen über Talente urteilen konnten, hielten ihn der Bekanntschaft und Gastfreundschaft für würdig. Als er infolge dieses großen, weitverbreiteten Ruhmes schon aus der Ferne bekannt war, kam er unter dem Konsulat von Marius und Catulus nach Rom. Er fand zuerst diejenigen Konsuln, von denen der eine die größten Talente als Stoff für die dichterische Darstellung, der andere sowohl die Taten als auch Interesse und Verständnis zeigen konnte. Sofort nahmen die Lukuller Archias, als er damals noch mit der purpurverbrämten Toga bekleidet war, in ihr Haus auf. So war auch dieses nicht nur seinem Talent und seiner gelehrten Bildung, sondern auch seinem Charakter und seiner Tugend zuzuschreiben, dass die Familie, die in seiner Jugend die erste war, zugleich am vertrautesten im Alter war.
Erat Italia tunc plena Graecarum artium ac disciplinarum, studiaque haec et in Latio vehementius tum colebantur quam nunc eisdem in oppidis, et hic Romae propter tranquillitatem rei publicae non neglegebantur. Itaque hunc et Tarentini et Regini et Neopolitani civitate ceterisque praemiis donarunt; et omnes, qui aliquid de ingeniis poterant iudicare, cognitione atque hospitio dignum existimarunt. Hac tanta celebritate famae cum esset iam absentibus notus, Romam venit Mario consule et Catulo. Nactus est primum consules eos, quorum alter res ad scribendum maximas, alter cum res gestas tum etiam studium atque auris adhibere posset. Statim Luculli, cum praetextatus etiam tum Archias esset, eum domum suam receperunt. Sic etiam hoc non solum ingeni ac litterarum, verum etiam naturae atque virtutis, ut domus, quae huius adulescentiae prima fuit, eadem esset familiarissima senectuti.
Er war in jenen Zeiten beliebt bei jenem bekannten Metellus Numidicus und dessen Sohn Pius; gern wurde er von M. Aemilius gehört; er hatte Umgang mit Q. Catulus, Vater und Sohn; von L. Crassus wurde er hochgeschätzt; weil er zu den Lukullern aber und Drusus, zu den Oktaviern und Cato sowie dem ganzen Haus der Hortensier die engsten Beziehungen unterhielt, wurde ihm die höchste Ehre erwiesen, da ihn nicht nur diejenigen verehrten, die ernstlich etwas lernen und hören wollten, sondern auch solche, die etwa bloß Interesse heuchelten. Unterdessen kam er nach ziemlich langer Zwischenzeit nach Herakleia, als er mit M. Lucullus nach Sizilien aufgebrochen war und mit demselben Lucullus diese Provinz verließ: weil dies eine Gemeinde war, die mit uns auf Grund ganz gleicher Rechte verbunden war, wollte er sich in die Bürgerliste eintragen lassen; und dieses erreichte er von den Bewohnern Herakleias zwar schon dadurch, dass er selbst an sich schon für würdig gehalten wurde, besonders aber durch das Ansehen und die Beliebtheit des Lucullus.
Erat temporibus illis iucundus Metello illi Numidico et eius Pio filio; audiebatur a M. Aemilio; vivebat cum Q. Catulo et patre et filio; a L. Crasso colebatur; Lucullos vero et Drusum et Octavios et Catonem et totam Hortensiorum domum devinctam consuetudine cum teneret, adficiebatur summo honore, quod eum non solum colebant qui aliquid percipere atque audire studebant, verum etiam si qui forte simulabant. Interim satis longo intervallo, cum esset cum M. Lucullo in Siciliam profectus, et cum ex ea provincia cum eodem Lucullo decederet, venit Heracliam: quae cum esset civitas aequissimo iure ac foedere, ascribi se in eam civitatem voluit; idque, cum ipse per se dignus putaretur, tum auctoritate et gratia Luculli ab Heracliensibus impetravit.
Nun wurde das Bürgerrecht nach dem Gesetz des Silvanus und des Carbo allen erteilt, die in die Bürgerliste verbündeter Gemeinden eingetragen worden seien; die damals, als das Gesetz eingebracht wurde, in Italien ansässig gewesen seien; die sich binnen sechzig Tagen beim Prätor amtlich gemeldet hätten.
Data est civitas Silvani lege et Carbonis: "Si qui foederatis civitatibus ascripti fuissent; si tum, cum lex ferebatur, in Italia domicilium habuissent; et si sexaginta diebus apud praetorem essent professi." Cum hic domicilium Romae multos iam annos haberet, professus est apud praetorem Q. Metellum familiarissimum suum.
Als mein Klient in Rom schon viele Jahre ansässig war, meldete er sich bei dem Prätor Q. Metellus, seinem besten Freund. Wenn wir über nichts anderes sprechen als über das Bürgerrecht und das Gesetz, schweige ich lieber: der Rechtsstreit ist erledigt. Denn welche dieser Bedingungen, Grattius, kann entkräftet werden? Wirst du bestreiten, dass er damals in Herakleia in die Bürgerliste eingetragen worden ist? Anwesend ist ein Mann von höchster Glaubwürdigkeit, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit, M. Lucullus, der sagt, er vermute nicht, sondern wisse, er habe nicht gehört, sondern gesehen, er sei nicht dabei, sondern die treibende Kraft gewesen. Anwesend sind Gesandte aus Herakleia, höchstangesehene Menschen; wegen dieses Prozesses sind sie mit öffentlichen Weisungen und einem amtlichen Zeugnis gekommen; sie sagen, mein Klient sei als Herakleienser in die Bürgerliste eingetragen worden. Und da vermisst du noch die amtlichen Bürgerlisten der Bewohner von Herakleia: dass diese im Italischen Krieg, nachdem das Archiv angezündet worden war, alle verloren gegangen sind, wissen wir. Es ist lächerlich, zu dem, was wir haben, nichts zu sagen, aber das zu suchen, was wir nicht haben können, und über ein mündliches Zeugnis zu schweigen, aber schriftliche Nachweise leidenschaftlich zu fordern; und [es ist lächerlich], obwohl du das Ehrenwort eines höchstangesehenen Mannes und die eidliche Versicherung einer ehrenfesten Landstadt hast, das, was auf keine Weise entstellt werden kann, zurückzuweisen und die Bürgerlisten, die, wie du selbst sagst, in der Regel gefälscht werden, zu verlangen.
Si nihil aliud nisi de civitate ac lege dicimus, nihil dico amplius: causa dicta est. Quid enim horum infirmari, Grati, potest? Heracliaene esse tum ascriptum negabis? Adest vir summa auctoritate et religione et fide, M. Lucullus, qui se non opinari sed scire non audisse sed vidisse, non interfuisse sed egisse dicit. Adsunt Heraclienses legati, nobilissimi homines: huius iudici causa cum mandatis et cum publico testimonio [venerunt]; qui hunc ascriptum Heracliensem dicunt. His tu tabulas desideras Heracliensium publicas: quas Italico bello incenso tabulario interisse scimus omnis. Est ridiculum ad ea quae habemus nihil dicere, quaerere quae habere non possumus; et de hominum memoria tacere, litterarum memoriam flagitare; et, cum habeas amplissimi viri religionem, integerrimi municipi ius iurandum fidemque, ea quae depravari nullo modo possunt repudiare, tabulas, quas idem dicis solere corrumpi, desiderare.
Oder war etwa derjenige in Rom nicht ansässig, der sich so viele Jahre vor Verleihung des Bürgerrechts mit seinem ganzen Hab und Gut in Rom niedergelassen hatte? Aber er hat sich nicht gemeldet. Nein im Gegenteil, er hat sich in jenen Listen gemeldet, die als einzige von jenen Anmeldungen beim Prätorenkollegium die Geltung amtlicher Listen besitzen. Denn als die Listen des Appius ziemlich nachlässig aufbewahrt worden sein sollten, der Leichtsinn des Gabinius, solange er nicht verurteilt war, und nach seiner Verurteilung sein Sturz den Listen alle Glaubwürdigkeit genommen hatten, zeigte Metellus, der gewissenhafteste und ehrbarste Mensch von allen, eine so große Genauigkeit, dass er zum Prätor L. Lentulus und zu den Richtern kam und sagte, er sei durch die Änderung eines Namens beunruhigt worden. In diesen Listen also gibt es, wie ihr seht, keine Änderung bei dem Namen des A. Licinius.
An domicilium Romae non habuit is, qui tot annis ante civitatem datam sedem omnium rerum ac fortunarum suarum Romae conlocavit? At non est professus. Immo vero eis tabulis professus, quae solae ex illa professione conlegioque praetorum obtinent publicarum tabularum auctoritatem. Nam--cum Appi tabulae neglegentius adservatae dicerentur; Gabini, quam diu incolumis fuit, levitas, post damnationem calamitas omnem tabularum fidem resignasset--Metellus, homo sanctissimus modestissimusque omnium, tanta diligentia fuit, ut ad L. Lentulum praetorem et ad iudices venerit, et unius nominis litura se commotum esse dixerit. In his igitur tabulis nullam lituram in nomine A. Licini videtis.
Wenn dieses so ist, was gibt es da für einen Grund, dass ihr an seinem Bürgerrecht zweifelt, zumal da er auch in anderen Bürgerschaften eingetragen worden ist? Denn als vielen Leuten niederen Standes und denen, die entweder mit keiner oder mit irgendeiner unbedeutenden Fertigkeit ausgestattet waren, die Leute das Bürgerrecht in Großgriechenland ohne viele Umstände zukommen ließen, haben vermutlich die Bewohner von Regium, Locri, Neapel oder Tarent das, was sie den Bühnenschauspielern gern zu gewähren pflegten, meinem Klienten, dessen Talent sich höchsten Ruhms erfreute, nicht geben wollen. Weiter, und nun noch was! Nachdem die anderen sich nicht nur nach der Verleihung des Bürgerrechts [an die Bundesgenossen], sondern auch nach der Lex Papia auf irgendeine Weise in die Listen dieser Landstädte eingeschlichen haben, soll mein Klient, der sich nicht einmal auf jene Listen beruft, in denen er verzeichnet ist, ausgestoßen werden?
Quae cum ita sunt, quid est quod de eius civitate dubitetis, praesertim cum aliis quoque in civitatibus fuerit ascriptus? Etenim cum mediocribus multis et aut nulla aut humili aliqua arte praeditis gratuito civitatem in Graecia homines impertiebant, Reginos credo aut Locrensis aut Neapolitanos aut Tarentinos, quod scenicis artificibus largiri solebant, id huic summa ingeni praedito gloria noluisse! Quid? cum ceteri non modo post civitatem datam, sed etiam post legem Papiam aliquo modo in eorum municipiorum tabulas inrepserunt, hic, qui ne utitur quidem illis in quibus est scriptus, quod semper se Heracliensem esse voluit, reicietur?
Unsere Steuerlisten vermisst du natürlich. Es ist ja auch ein Geheimnis, dass sich mein Klient während der letzten Steuerperiode mit dem sehr berühmten Feldherrn L. Lucullus beim Heer aufgehalten hat; dass er während der vorletzten mit demselben als Quästor in Asien gewesen ist; dass während der ersten unter Iulius und Crassus kein Teil des Volkes in die Steuerliste eingetragen worden ist. Aber da die Steuerliste nicht die Rechtmäßigkeit des Bürgerrechts beweist, sondern nur besagt, dass der Eingeschätzte sich schon damals als Bürger ausgegeben hat, [so bemerke ich nur:] in den Zeiten, in denen er gemäß deiner Beschuldigung nicht einmal nach seinem eigenen Urteil ein rechtmäßiger römischer Bürger gewesen sei, machte er oft nach unseren Gesetzen ein Testament, trat Erbschaften römischer Bürger an und wurde vom Prokonsul L. Lucullus der Staatskasse zur Beschenkung empfohlen. Suche wirkliche Beweise, falls du es irgendwie vermagst: denn niemals wird er durch diese hier weder in seinem noch im Urteil seiner Freunde widerlegt werden.
Census nostros requiris scilicet. Est enim obscurum proximis censoribus hunc cum clarissimo imperatore L. Lucullo apud exercitum fuisse; superioribus, cum eodem quaestore fuisse in Asia; primis Iulio et Crasso nullam populi partem esse censam. Sed--quoniam census non ius civitatis confirmat, ac tantum modo indicat eum qui sit census [ita] se iam tum gessisse pro cive--eis temporibus quibus tu criminaris ne ipsius quidem iudicio in civium Romanorum iure esse versatum, et testamentum saepe fecit nostris legibus, et adiit hereditates civium Romanorum, et in beneficiis ad aerarium delatus est a L. Lucullo pro consule.
Du wirst uns vielleicht fragen, Grattius, warum wir uns so sehr von diesem Menschen angezogen fühlen. Weil er uns eine Möglichkeit verschafft, wo sich der Geist von diesem Lärm auf dem Forum erholt und die vom Parteigezänk müden Ohren zur Ruhe kommen. Oder glaubst du etwa, dass uns zur Verfügung stehen kann, was wir täglich bei einer so großen Vielfalt von Themen reden, wenn wir nicht unseren Geist durch Literatur ausbildeten, oder dass unser Geist eine so starke Anspannung ertragen kann, wenn wir ihm nicht durch dieselbe Literatur Entspannung gönnten? Ich für meine Person gebe zu, dass ich mich diesen Studien gewidmet habe: Die anderen sollen sich schämen, wenn sie sich so in die Bücher vergraben haben, dass sie nicht imstande sind, etwas hieraus dem allgemeinen Nutzen zukommen zu lassen oder ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen: Wozu aber soll ich mich schämen, der ich so viele Jahre so lebe, Richter, dass mich niemals von der Notlage eines Menschen oder von seinem Vorteil entweder meine Muße losgerissen oder ein Vergnügen abgelenkt oder schließlich der Schlaf abgehalten hat?
Quaere argumenta, si qua potes: numquam enim his neque suo neque amicorum iudicio revincetur. Quaeres a nobis, Grati, cur tanto opere hoc homine delectemur. Quia suppeditat nobis ubi et animus ex hoc forensi strepitu reficiatur, et aures convicio defessae conquiescant. An tu existimas aut suppetere nobis posse quod cotidie dicamus in tanta varietate rerum, nisi animos nostros doctrina excolamus; aut ferre animos tantam posse contentionem, nisi eos doctrina eadem relaxemus? Ego vero fateor me his studiis esse deditum: ceteros pudeat, si qui se ita litteris abdiderunt ut nihil possint ex eis neque ad communem adferre fructum, neque in aspectum lucemque proferre: me autem quid pudeat, qui tot annos ita vivo, iudices, ut a nullius umquam me tempore aut commodo aut otium meum abstraxerit, aut voluptas avocarit, aut denique somnus retardit?
Wer eigentlich könnte mich daher tadeln oder wer mir mit Recht zürnen, wenn ich mir, um diese Studien wieder zu pflegen, so viel Zeit genommen habe, wie anderen eingeräumt wird, um ihre persönlichen Aufgaben zu erledigen, um Festtage mit öffentlichen Spielen zu feiern, für andere Vergnügungen und bloß zur Erholung von Geist und Körper, wie andere für üppige Gastmähler und schließlich für das Würfel- und Ballspiel aufwenden? Und umso mehr muss mir zugestanden werden, dass aus diesen Studien auch meine rednerische Fähigkeit erwächst, die, wie groß auch immer sie in mir sein mag, niemals den Freunden in Gefahren gefehlt hat. Wenn sie dem einen und anderen recht gering erscheint, so weiß ich jedenfalls gewiss, aus welcher Quelle ich jene höchsten moralischen Werte schöpfe.
Qua re quis tandem me reprehendat, aut quis mihi iure suscenseat, si, quantum ceteris ad suas res obeundas, quantum ad festos dies ludorum celebrandos, quantum ad alias voluptates et ad ipsam requiem animi et corporis conceditur temporum, quantum alii tribuunt tempestivis conviviis, quantum denique alveolo, quantum pilae, tantum mihi egomet ad haec studia recolenda sumpsero? Atque hoc ideo mihi concedendum est magis, quod ex his studiis haec quoque crescit oratio et facultas; quae, quantacumque in me est, numquam amicorum periculis defuit. Quae si cui levior videtur, illa quidem certe, quae summa sunt, ex quo fonte hauriam sentio.
Denn wenn ich nicht durch die Weisung vieler Lehrer und durch vielseitige Lektüre seit der Jugendzeit die Überzeugung gewonnen hätte, dass nichts im Leben sehr erstrebenswert sei außer dem Ruhm der Ehrbarkeit, dass bei diesem Streben aber alle Qualen des Körpers, alle Gefahren, Tod und Verbannung gering geschätzt werden müssten, hätte ich mich niemals für eure Rettung so vielen gefährlichen Kämpfen und diesen täglichen Angriffen gewissenloser Menschen ausgesetzt. Aber voll von Beispielen sind alle Bücher, voll von ihnen sind die mündlichen Aussprüche der Weisen, voll von ihnen ist die alte Zeit; und all das würde im Dunkeln liegen, wenn nicht die Literatur mit ihrem Licht hinzuträte. Wie viele ausdrucksvolle Bilder tapferster Männer haben uns griechische und lateinische Schriftsteller nicht nur zum Betrachten, sondern auch zur Nachahmung hinterlassen! Diese hielt ich mir in meiner Politik immer vor Augen und bildete so mein Herz und meinen Geist gerade durch den Gedanken an hervorragende Menschen.
Nam nisi multorum praeceptis multisque litteris mihi ab adulescentia suasissem, nihil esse in vita magno opere expetendum nisi laudem atque honestatem, in ea autem persequenda omnis cruciatus corporis, omnia pericula mortis atque exsili parvi esse ducenda, numquam me pro salute vestra in tot ac tantas dimicationes atque in hos profligatorum hominum cotidianos impetus obiecissem. Sed pleni omnes sunt libri, plenae sapientium voces, plena exemplorum vetustas: quae iacerent in tenebris omnia, nisi litterarum lumen accederet. Quam multas nobis imagines--non solum ad intuendum, verum etiam ad imitandum--fortissimorum virorum expressas scriptores et Graeci et Latini reliquerunt? Quas ego mihi semper in administranda re publica proponens animum et mentem meam ipsa cognitatione hominum excellentium conformabam.
Nun wird man vielleicht fragen: "Wie? Waren auch jene höchsten Männer, deren Trefflichkeit schriftlich überliefert wurde, im Besitz der Bildung, die du preist?" Das lässt sich schwerlich von allen behaupten, aber dennoch steht für mich fest, was ich zu antworten habe. Ich räume ein, dass es viele Menschen mit ausgezeichneten geistigen und moralischen Anlagen gegeben hat und dass sie ohne gelehrte Bildung schon vermöge ihrer fast göttlichen Naturanlage aus eigener Kraft besonnen und charakterfeste Männer geworden sind: Auch jenes füge ich hinzu, dass zum Ruhm der Vortrefflichkeit häufiger die Naturanlage ohne gelehrte Bildung als gelehrte Bildung ohne Naturanlage beigetragen hat. Und dabei behaupte ich noch, dass dann, wenn zu einer außerordentlichen und glänzenden Naturanlage eine gewisse methodisch geleitete wissenschaftliche Bildung hinzugetreten ist, gewöhnlich jene unbeschreibliche, einzigartige Vollkommenheit das Ergebnis ist.
Quaeret quispiam: "Quid? Illi ipsi summi viri, quorum virtutes litteris proditae sunt, istane doctrina, quam tu effers laudibus, eruditi fuerunt?" Difficile est hoc de omnibus confirmare, sed tamen est certe quod respondeam. Ego multos homines excellenti animo ac virtute fuisse, et sine doctrina naturae ipsius habitu prope divino per se ipsos et moderatos et gravis exstitisse, fateor: etiam illud adiungo, saepius ad laudem atque virtutem naturam sine doctrina quam sine natura valuisse doctrinam. Atque idem ego contendo, cum ad naturam eximiam atque inlustrem accesserit ratio quaedam conformatioque doctrinae, tum illud nescio quid praeclarum ac singulare solere exsistere.
[Ich behaupte,] dass zur Zahl dieser Männer derjenige gehört, den unsere Vorfahren erlebt haben, ein unübertrefflicher Mensch, Africanus; dass zu dieser Zahl C. Laelius und L. Furius gehören, sehr besonnene und anständige Menschen; dass zu dieser Zahl ein sehr tapferer und für seine Zeit sehr gebildeter Mann gehört, M. Cato, der berühmte Alte. Diese hätten sich in der Tat niemals, wenn sie zur Erkenntnis und Ausübung der Tugend in keiner Weise durch die Literatur unterstützt worden wären, ihrem Studium zugewandt. Wenn sich nun aber dieser große Erfolg nicht so deutlich zeigte und wenn in diesen Studien lediglich Unterhaltung gesucht würde, so müsstet ihr dennoch, wie ich glaube, diese Art geistiger Tätigkeit für die menschenwürdigste und edelste halten. Denn die anderen Tätigkeiten passen weder zu allen Zeitlagen noch zu allen Lebensaltern noch zu allen Orten: Diese Studien bringen die Jugend voran, das Alter unterhalten sie, im Glück sind sie eine Zierde, im Unglück gewähren sie Zuflucht und Trost, sie erfreuen zu Hause, draußen sind sie keine Last, sie verbringen mit uns die Nacht, gehen mit uns auf die Reise, halten sich mit uns auf dem Lande auf.
Ex hoc esse hunc numero, quem patres nostri viderunt, divinum hominem Africanum; ex hoc C. Laelium, L. Furium, moderatissimos homines et continentissimos; ex hoc fortissimum virum et illis temporibus doctissimum, M. Catonem illum senem: qui profecto si nihil ad percipiendam [colendam] virtutem litteris adiuvarentur, numquam se ad earum studium contulissent. Quod si non his tantus fructus ostenderetur, et si ex his studiis delectatio sola peteretur, tamen (ut opinor) hanc animi adversionem humanissimam ac liberalissimam iudicaretis. Nam ceterae neque temporum sunt neque aetatum omnium neque locorum: haec studia adulescentiam alunt, senectutem oblectant, secundas res ornant, adversis perfugium ac solacium praebent, delectant domi, non impediunt foris, pernoctant nobiscum, peregrinantur, rusticantur.
Wenn wir also uns selbst mit solchen Studien weder befassen noch Geschmack daran finden könnten, müssten wir dennoch diese bewundern, auch wenn wir sie bloß bei anderen sähen. Wer von uns besaß einen so rohen und gefühllosen Charakter, dass er neulich durch den Tod des Roscius nicht erschüttert worden wäre? Obwohl dieser ein toter Greis war, hätte er dennoch, wie es schien, wegen seiner vorzüglichen Geschicklichkeit und Anmut überhaupt nicht sterben dürfen. Also hatte sich jener nur durch die [graziöse] Bewegung seines Körpers bei uns allen so sehr beliebt gemacht; und wir sollten gleichgültig sein gegenüber den unglaublichen Kräften des Geistes und der Gewandtheit des Verstandes?
Quod si ipsi haec neque attingere neque sensu nostro gustare possemus, tamen ea mirari deberemus, etiam cum in aliis videremus. Quis nostrum tam animo agresti ac duro fuit, ut Rosci morte nuper non commoveretur? qui cum esset senex mortuus, tamen propter excellentem artem ac venustatem videbatur omnino mori non debuisse. Ergo ille corporis motu tantum amorem sibi conciliarat a nobis omnibus: nos animorum incredibilis motus celeritatemque ingeniorum neglegemus?
Wie oft habe ich diesen Archias gesehen, Richter, - ich möchte nämlich eure Freundlichkeit in Anspruch nehmen, da ihr bei dieser neuen Art des Vortrags eure Aufmerksamkeit so sorgfältig auf mich richtet – wie oft habe ich gesehen, wie er, als er noch keinen Buchstaben geschrieben hatte, eine große Zahl bester Verse über Tagesereignisse aus dem Stegreif vortrug, wie oft, dass er, zur Wiederholung aufgefordert, denselben Gegenstand behandelte, indem er seine Worte und Gedanken austauschte! Was er aber sorgfältig und wohl überlegt geschrieben hatte, das erlangte, wie ich gesehen habe, eine solche Billigung, dass ihm das Lob der alten Dichter zuteilwurde. Einen solchen Mann sollte ich nicht hochschätzen, nicht bewundern, nicht als um jeden Preis verteidigungswert erachten? Ferner haben wir aus dem Mund der bedeutendsten und gebildetsten Menschen gelernt, dass alle anderen Wissenschaften auf Unterricht, Regeln und Fertigkeit beruhen: Der Dichter [aber] habe seine Stärke schon in seinem Genie, von den Kräften seines Verstandes werde er angetrieben und gleichsam durch einen wahrhaft göttlichen Anhauch begeistert. Daher nennt unser berühmter Landsmann Ennius mit vollem Recht die Dichter verehrungswürdig, weil sie uns, wie es scheint, gewissermaßen durch ein Gnadengeschenk der Götter übergeben worden sind.
Quotiens ego hunc Archiam vidi, iudices, --utar enim vestra benignitate, quoniam me in hoc novo genere dicendi tam diligenter attenditis,--quotiens ego hunc vidi, cum litteram scripsisset nullam, magnum numerum optimorum versuum de eis ipsis rebus quae tum agerentur dicere ex tempore! Quotiens revocatum eandem rem dicere, commutatis verbis atque sententiis! Quae vero adcurate cogitateque scripsisset, ea sic vidi probari, ut ad veterum scriptorum laudem perveniret. Hunc ego non diligam? non admirer? non omni ratione defendendum putem! Atque sic a summis hominibus eruditissimisque accepimus, ceterarum rerum studia et doctrina et praeceptis et arte constare: poetam natura ipsa valere, et mentis viribus excitari, et quasi divino quodam spiritu inflari. Qua re suo iure noster ille Ennius sanctos appellat poetas, quod quasi deorum aliquo dono atque munere commendati nobis esse videantur.
Es soll also bei euch als Menschen von feinster Bildung, Richter, das Wort "Dichter" geheiligt sein, das kein Barbar jemals befleckt hat. Felsen und Einöden antworten der Stimme [des Dichters], wilde Tiere lassen sich oft durch den Gesang zähmen und bleiben stehen: Wir, unterwiesen in den besten Künsten, sollten uns nicht von der Stimme der Dichter rühren lassen? Die Bewohner von Chios nehmen ihn für sich in Anspruch, die Bewohner von Salamis fordern ihn für sich, die Bewohner von Smyrna vollends beteuern, er gehöre zu ihnen; daher weihten sie auch ihm zu Ehren einen Tempel in der Stadt: Außerdem streiten sehr viele andere leidenschaftlich untereinander. Also erstreben jene einen Fremden, bloß weil er ein Dichter ist, sogar noch nach seinem Tod: Und wir werden den Angeklagten, der nach seinem eigenen Wunsch und nach den Gesetzen unser Mitbürger ist, zu Lebzeiten zurückweisen? Und das, obgleich er schon seit langer Zeit seinen ganzen Eifer und sein ganzes Talent darauf gerichtet hat, die Ehre und den Ruhm des römischen Volkes zu preisen? Denn sogar mit dem Krieg gegen die Kimbrer befasste er sich dichterisch als junger Mann, und dadurch machte er sich selbst bei jenem C. Marius beliebt, der wenig empfänglich für diese Studien zu sein schien.
Sit igitur, iudices, sanctum apud vos, humanissimos homines, hoc poetae nomen, quod nulla umquam barbaria violavit. Saxa et solitudines voci repondent, bestiae saepe immanes cantu flectuntur atque consistunt: nos, instituti rebus optimis, non poetarum voce moveamur? Homerum Colophonii civem esse dicunt suum, Chii suum vindicant, Salaminii repetunt, Smyrnaei vero suum esse confirmant, itaque etiam delubrum eius in oppido dedicaverunt: permulti alii praeterea pugnant inter se atque contendunt. Ergo illi alienum, quia poeta fuit, post mortem etiam expetunt: nos hunc vivum, qui et voluntate et legibus noster est, repudiabimus? praesertim cum omne olim studium atque omne ingenium contulerit Archias ad populi Romani gloriam laudemque celebrandam? Nam et Cimbricas res adulescens attigit, et ipsi illi C. Mario, qui durior ad haec studia videbatur, iucundus fuit.
Denn niemand ist den Musen so abhold, dass er es nicht gern zuließe, wenn die Verherrlichung seiner Taten im Liede verewigt würde. Der berühmte Themistokles, der höchste Mann in Athen, hat, wie man behauptet, gesagt, als er gefragt wurde, welchen Vortragskünstler oder wessen Stimme er am liebsten höre: "[Die Stimme] desjenigen, von dem seine Tüchtigkeit am besten gepriesen werde." Daher schätzte auch jener Marius L. Plotius außerordentlich, durch dessen Begabung seine Taten seiner Meinung nach gerühmt werden könnten.
Neque enim quisquam est tam aversus a Musis, qui non mandari versibus aeternum suorum laborum facile praeconium patiatur. Themistoclem illum, summum Athenis virum, dixisse aiunt, cum ex eo quaereretur, quod acroama aut cuius vocem libentissime audiret: "Eius, a quo sua virtus optime praedicaretur." Itaque ille Marius item eximie L. Plotium dilexit, cuius ingenio putabat ea quae gesserat posse celebrari.
Der Mithridatische Krieg aber, gefährlich und schwierig, mit wechselndem Glück zu Wasser und zu Lande geführt, wurde vollständig von diesem geschildert: Diese Bücher setzen nicht nur L. Lucullus, einen sehr tapferen und berühmten Mann, sondern auch den Namen des römischen Volkes ins Licht. Denn das römische Volk machte unter dem Oberbefehl des Lucullus Pontus zugänglich, das einst durch die Macht des Königs und schon durch seine natürliche Lage geschützt war: Das Heer des römischen Volkes vertrieb unter demselben Führer mit einer ziemlich kleinen Schar unzählige Truppen der Armenier: Es ist eine Ruhmestat des römischen Volkes, dass die eng befreundete Stadt der Cyzicener durch die Klugheit desselben dem gesamten Zugriff des Königs und dem gähnenden Rachen des ganzen Krieges entrissen und [so] gerettet worden ist. Als unsere Ruhmestat wird man immer jene unglaubliche Schlacht bei Tenedos rühmen und preisen, als L. Lucullus [um die Entscheidung] kämpfte und nach der Ermordung der Anführer die Flotte der Feinde versenkt wurde. Uns gehören die Siegeszeichen, uns die Denkmäler, uns die Triumphe. Von denjenigen, durch deren Talent diese Taten gepriesen werden, wird der Ruhm des römischen Volkes verbreitet.
Mithridaticum vero bellum, magnum atque difficile et in multa varietate terra marique versatum, totum ab hoc expressum est: qui libri non modo L. Lucullum, fortissimum et clarissimum virum, verum etiam populi Romani nomen inlustrant. Populus enim Romanus aperuit Lucullo imperante Pontum, et regiis quondam opibus et ipsa natura et regione vallatum: populi Romani exercitus, eodem duce, non maxima manu innumerabilis Armeniorum copias fudit: populi Romani laus est urbem amicissimam Cyzicenorum eiusdem consilio ex omni impetu regio atque totius belli ore ac faucibus ereptam esse atque servatam: nostra semper feretur et praedicabitur L. Lucullo dimicante, cum interfectis ducibus depressa hostium classis, et incredibilis apud Tenedum pugna illa navalis: nostra sunt tropaea, nostra monimenta, nostri triumphi. Quae quorum ingeniis efferuntur, ab eis populi Romani fama celebratur.
Bei dem älteren Africanus stand unser Ennius in Gunst, daher glaubt man, dass er auch auf dem Familiengrab der Scipionen in Marmor aufgestellt worden ist. Aber durch dieses Lob wird gewiss nicht nur er selbst, der gelobt wird, sondern auch der Name des römischen Volkes geehrt. Dessen Urgroßvater Cato wird in den Himmel emporgehoben und damit der Geschichte des römischen Volkes eine große Auszeichnung verliehen. Kurz, all jene Männer wie Maximus, Marcellus und Fulvius werden nicht ohne das gemeinsame Lob für uns alle verherrlicht. Also verliehen unsere Vorfahren jenem, der dieses geleistet hatte, den Mann aus Rudiae, das Bürgerrecht: Und wir sollten diesen Herakleienser, der von vielen Bürgerschaften umworben und in dieser aber nach dem Gesetz eingebürgert wurde, aus unserer Bürgerschaft vertreiben?
Carus fuit Africano superiori noster Ennius, itaque etiam in sepulcro Scipionum putatur is esse constitutus ex marmore. At eis laudibus certe non solum ipse qui laudatur, sed etiam populi Romani nomen ornatur. In caelum huius proavus Cato tollitur: magnus honos populi Romani rebus adiungitur. Omnes denique illi Maximi, Marcelli, Fulvii, non sine communi omnium nostrum laude decorantur. Ergo illum, qui haec fecerat, Rudinum hominem, maiores nostri in civitatem receperunt: nos hunc Heracliensem, multis civitatibus expetitum, in hac autem legibus constitutum, de nostra civitate eiciemus?
Denn wenn jemand meint, aus griechischen Versen lasse sich für den Ruhm weniger Ertrag als aus lateinischen gewinnen, irrt er gewaltig: deswegen weil griechische Werke fast auf der ganzen Welt gelesen werden, lateinische auf ihr recht enges Gebiet beschränkt sind. Daher müssen wir wünschen, wenn unsere Taten nur an den Grenzen des Erdkreises eine Schranke finden, dass dorthin, wohin in der Ferne die Waffen unserer Scharen gelangt sind, unsere Ehre und unser Ruhm vordringen, weil erstens einmal gerade für die Völker, über deren Taten geschrieben wird, eine solche Verherrlichung rühmlich ist, dann gewiss auch für diejenigen, die um des Ruhmes willen ihr Leben riskieren, dieses den größten Ansporn für Gefahren und Strapazen bedeutet.
Nam si quis minorem gloriae fructum putat ex Graecis versibus percipi quam ex Latinis, vehementer errat: propterea quod Graeca leguntur in omnibus fere gentibus, Latina suis finibus, exiguis sane, continentur. Qua re si res eae quas gessimus orbis terrae regionibus definiuntur, cupere debemus, quo manuum nostrarum tela pervenerint, eodem gloriam famamque penetrare: quod cum ipsis populis de quorum rebus scribitur, haec ampla sunt, tum eis certe, qui de vita gloriae causa dimicant, hoc maximum et periculorum incitamentum est et laborum.
Wie viele Berichterstatter seiner Taten soll jener Alexander der Große bei sich gehabt haben! Und trotzdem sagte dieser, als er am Sigeumgebirge zum Grabhügel Achills hingetreten war: "Glücklicher junger Mann, der du Homer als Verkünder deiner Tapferkeit gefunden hast!" Und recht hat er gesprochen. Denn wenn jene Ilias nicht entstanden wäre, hätte derselbe Grabhügel, der seinen Körper bedeckt hatte, auch seinen Namen in Vergessenheit gebracht. Wie? Dieser unser Magnus, der mit seiner Leistung mit dem Glück auf einer Stufe stand, hat er nicht Theophanes aus Mytilene, den Berichterstatter seiner Taten, in einer Versammlung von Soldaten mit dem Bürgerrecht beschenkt; und haben jene tapferen Männer von uns, zwar nur Bauern und Soldaten, auf eine gewisse Annehmlichkeit des Ruhmes hin nicht jenes mit lautem Beifall anerkannt, gleich als ob sie desselben Lobes teilhaftig wären?
Quam multos scriptores rerum suarum magnus ille Alexander secum habuisse dicitur! Atque is tamen, cum in Sigeo ad Achillis tumulum astitisset: "O fortunate" inquit "adulescens, qui tuae virtutis Homerum praeconem inveneris!" Et vere. Nam nisi Illias illa exstitisset, idem tumulus, qui corpus eius contexerat, nomen etiam obruisset. Quid? noster hic Magnus, qui cum virtute fortunam adaequavit, nonne Theophanem Mytilenaeum, scriptorem rerum suarum, in contione militum civitate donavit; et nostri illi fortes viri, sed rustici ac milites, dulcedine quadam gloriae commoti, quasi participes eiusdem laudis, magno illud clamore approbaverunt?
Daher hätte Archias, wenn er nach dem Gesetz kein römischer Bürger gewesen wäre, vermutlich nicht bewirken können, dass er von irgendeinem Feldherrn mit dem Bürgerrecht beschenkt worden wäre. Als Sulla die Spanier und Gallier [mit dem Bürgerrecht] beschenkte, hätte er den Angeklagten gewiss zurückgewiesen, wenn er [um das Bürgerrecht] nachgesucht hätte. Wir haben gesehen, wie dieser in einer Versammlung, als ihm ein schlechter Dichter aus dem Volk eine kleine Schrift überreicht hatte, weil er ein Epigramm auf ihn verfasst hatte – lediglich in jämmerlichen Distichen -, jenem sofort von den Gütern, die er damals verkaufte, eine Belohnung zukommen ließ, aber unter der Bedingung, dass er später nichts mehr schreibe. Derjenige, der die Liebedienerei eines schlechten Dichters dennoch für belohnenswert gehalten hat, sollte nicht versucht haben, das Talent sowie die dichterische Kraft und Fülle des Angeklagten für sich zu gewinnen? Wie?
Itaque, credo, si civis Romanus Archias legibus non esset, ut ab aliquo imperatore civitate donaretur perficere non potuit. Sulla cum Hispanos donaret et Gallos, credo hunc petentem repudiasset: quem nos in contione vidimus, cum ei libellum malus poeta de populo subiecisset, quod epigramma in eum fecisset, tantummodo alternis versibus longiusculis, statim ex eis rebus quas tunc vendebat iubere ei praemium tribui, sed ea condicione, ne quid postea scriberet. Qui sedulitatem mali poetae duxerit aliquo tamen praemio dignam, huius ingenium et virtutem in scribendo et copiam non expetisset?
Von Q. Metellus Pius, seinem engsten Freund, der viele mit dem Bürgerrecht beschenkt hat, hätte er dieses weder persönlich noch durch Vermittlung der Brüder Lucullus erreicht? Zumal dieser Mann in einem fort wünschte, dass über seine Taten berichtet werde, so dass er auch den in Corduba geborenen Dichtern, deren Sprache einen schwülstigen und ausländischen Klang hat, dennoch seine Ohren lieh. Denn wir dürfen nicht verleugnen, was nicht verheimlicht werden kann, sondern müssen es offen bekennen. Wir lassen uns alle durch das Verlangen nach Ruhm verleiten, und gerade die Besten lassen sich besonders von ihrem Ehrgeiz lenken. Sogar jene Philosophen schreiben auch auf diejenigen Büchlein, die sie über die Verachtung des Ruhmes verfassen, ihren Namen: Gerade da, wo sie verächtlich auf Lob und Berühmtheit herabsehen, wollen sie gerühmt und beim Namen genannt werden.
Quid? a Q. Metello Pio, familiarissimo suo, qui civitate multos donavit, neque per se neque per Lucullos impetravisset? qui praesertim usque eo de suis rebus scribi cuperet, ut etiam Cordubae natis poetis, pingue quiddam sonantibus atque peregrinum, tamen auris suas dederet. Neque enim est hoc dissimulandum (quod obscurari non potest) sed prae nobis ferendum: trahimur omnes studio laudis, et optimus quisque maxime gloria ducitur. Ipsi illi philosophi, etiam in eis libellis quos de contemnenda gloria scribunt, nomen suum inscribunt: in eo ipso, in quo praedicationem nobilitatemque despiciunt, praedicari de se ac nominari volunt.
Ja auch Decimus Brutus, ein sehr bedeutender Mann und Feldherr, schmückte mit den Gedichten des Accius, seines engsten Freundes, die Eingänge seiner Tempel und Bauwerke. Und jener gar, der gegen die Ätoler unter Begleitung des Ennius Krieg führte, Fulvius, zögerte nicht, die Kriegsbeute den Musen zu weihen. Daher dürfen sich in der Stadt, in der Feldherrn fast noch im Panzer den Namen der Dichter und die Heiligtümer der Musen verehrt haben, Richter im Friedenskleide nicht von der Ehrung der Musen und der Rettung der Dichter abwenden.
Decimus quidem Brutus, summus vir et imperator, Acci, amicissimi sui, carminibus templorum ac monumentorum aditus exornavit suorum. iam vero ille, qui cum Aetolis Ennio comite bellavit, Fulvius, non dubitavit Martis manubias Musis consecrare. Qua re in qua urbe imperatores prope armati poetarum nomen et Musarum delubra coluerunt, in ea non debent togati iudices a Musarum honore et a poetarum salute abhorrere.
Und damit ihr dieses nun bereitwilliger tut, will ich mich nun bei euch, Richter, anzeigen und euch mein geradezu leidenschaftliches Verlangen nach Ruhm gestehen, das vielleicht allzu heftig ist, aber dennoch ehrenhaft. Denn mit den Taten, die wir in unserem Konsulat mit euch zugleich für das Wohl dieses Reiches, für das Leben der Bürger und für den gesamten Staat vollbracht haben, hat sich der Angeklagte in seinen Versen befasst und er hat damit begonnen. Nachdem ich mir diese angehört hatte, ließ ich nicht davon ab, ihn zu ermutigen, er möge das vollenden, was mir ein wichtiges und erfreuliches Unternehmen zu sein schien. Ein verdienter Mann nämlich begehrt keinen anderen Lohn für Strapazen und Gefahren außer eben diesen, der in Lob und Ruhm besteht. Ist dieser aber entzogen, Richter, was gibt es dann noch für einen Grund, dass wir uns auf dieser so knapp bemessenen und so kurzen Lebensbahn mit so großen Strapazen herumquälen?
Atque ut id libentius faciatis, iam me vobis, iudices, indicabo, et de meo quodam amore gloriae, nimis acri fortasse verum tamen honesto vobis, confitebor. Nam quas res nos in consulatu nostro vobiscum simul pro salute huiusce imperi et pro vita civium proque universa re publica gessimus, attigit hic versibus atque inchoavit: quibus auditis, quod mihi magna res et iucunda visa est, hunc ad perficiendum adornavi. Nullam enim virtus aliam mercedem laborum periculorumque desiderat, praeter hanc laudis et gloriae: qua quidem detracta, iudices, quid est quod in hoc tam exiguo vitae curriculo [et tam brevi] tantis nos in laboribus exerceamus?
Ohne Zweifel würde sich der Geist, wenn er kein Vorgefühl für die Zukunft hätte und er all seine Gedanken in denselben Grenzen einengte, von denen der Lauf des Lebens eingeschlossen ist, weder durch so große Anstrengungen aufreiben, noch sich wegen so zahlreicher Sorgen und durchwachter Nächte ängstigen, noch so häufig um das nackte Leben kämpfen. So aber wohnt gerade den Besten ein gewisser Tatendrang inne, der Tag und Nacht den Geist zum Ruhm anspornt und antreibt und ihn daran erinnert, dass nicht gemeinsam mit unserer Lebenszeit auf die Sorge um die Fortdauer unseres Namens verzichtet werden darf, sondern diese bis auf die späteste Nachwelt auszudehnen ist.
Certe si nihil animus praesentiret in posterum, et si quibus regionibus vitae spatium circumscriptum est, eisdem omnis cogitationes terminaret suas; nec tantis se laboribus frangeret, neque tot curis vigiliisque angeretur, nec totiens de ipsa vita dimicaret. Nunc insidet quaedam in optimo quoque virtus quae noctis ac dies animum gloriae stimulis concitat, atque admonet non cum vitae tempore esse dimittendam commemorationem nominis nostri, sed cum omni posteritate adaequandam.
Oder scheinen wir etwa alle so kleinmütig zu sein, die wir politisch tätig sind und uns in diesen Lebensgefahren und Nöten befinden, dass wir glauben, obgleich wir bis zum letzten Augenblick keinen ruhigen und feinen Atemzug getan haben, alle unsere Leistungen würden vergehen? Viele sehr bedeutende Leute haben doch wohl Statuen und Bildnisse, nicht Abbilder des Geistes, sondern nur der Körper, eifrig hinterlassen: Müssen wir da nicht viel lieber ein Abbild unserer Gedanken und rühmlichen Leistungen hinterlassen wollen, das Männer von höchstem Talent lebensvoll und fein gezeichnet haben? Ich glaubte in der Tat, dass ich alles, was ich verrichtete, schon damals während der Ausführung zu meinem ewigen Andenken in der ganzen Welt ausstreute und verbreitete. Sei es aber, dass dieses Andenken mir nach meinem Tod nicht zum Bewusstsein kommt, sei es, dass es, wie es die weisesten Menschen geglaubt haben, einen Teil meines geistigen Ich ausmachen wird, ich jedenfalls denke jetzt schon gerne mit einer leisen Hoffnung daran.
An vero tam parvi animi videamur esse omnes, qui in re publica atque in his vitae periculis laboribusque versamur, ut, cum usque ad extremum spatium nullum tranquillum atque otiosum spiritum duxerimus, nobiscum simul moritura omnia arbitremur? An statuas et imagines, non animorum simulacra sed corporum, studiose multi summi homines reliquerunt; consiliorum relinquere ac virtutum nostrarum effigiem nonne multo malle debemus, summis ingeniis expressam et politam? Ego vero omnia quae gerebam, iam tum in gerendo spargere me ac disseminare arbitrabar in orbis terrae memoriam sempiternam. Haec vero sive a meo sensu post mortem afutura est sive--ut sapientissimi homines putaverunt--ad aliquam mei partem pertinebit, nunc quidem certe cogitatione quadam speque delector.
So begnadigt denn, Richter, einen Menschen, dessen Ehrgefühl, wie ihr seht, einerseits durch die Würde, andererseits auch durch das Alter seiner Freunde bestätigt wird, dessen Talent aber so groß ist, wie man es wohl voraussetzen muss, wenn sich die vornehmsten und geistreichsten Männer, wie ihr seht, hierum bemüht haben, dessen Sache vollends von der Art ist, dass sie dank des Gesetzes, durch die Bürgschaft der Landstadt [Herakleia], durch das Zeugnis des Lucullus und durch die Listen des Metellus verbürgt ist. Unter solchen Umständen bitten wir euch, Richter, falls es nicht nur eine menschliche, sondern auch göttliche Empfehlung bei so bedeutenden Talenten geben muss, ihr möget denjenigen, der euch, der eure Feldherrn, der die Taten des römischen Volkes immer geehrt hat, der verspricht, er werde auch in diesen noch jungen mich und euch betreffenden Gefahren im Innern des Staates ein unvergängliches Zeugnis des Lobes geben, und der zur Zahl derer gehört, die immer auf der ganzen Welt für verehrungswürdig gehalten und auch so bezeichnet worden sind, so in euren Schutz nehmen, dass er eher durch eure Milde aufgerichtet als durch eure Strenge verletzt worden zu sein scheint.
Qua re conservate, iudices, hominem pudore eo, quem amicorum videtis comprobari cum dignitate tum etiam vetustate; ingenio autem tanto, quantum id convenit existimari, quod summorum hominum ingeniis expetitum esse videatis; causa vero eius modi, quae beneficio legis, auctoritate municipi, testimonio Luculli, tabulis Metelli comprobetur. Quae cum ita sint, petimus a vobis, iudices, si qua non modo humana, verum etiam divina in tantis ingeniis commendatio debet esse, ut eum qui vos, qui vestros imperatores, qui populi Romani res gestas semper ornavit, qui etiam his recentibus nostris vestrisque domesticis periculis aeternum se testimonium laudis daturum esse profitetur, estque ex eo numero qui semper apud omnis sancti sunt habiti itaque dicti, sic in vestram accipiatis fidem, ut humanitate vestra levatus potius quam acerbitate violatus esse videatur.
Was ich über die Rechtsfrage gemäß meiner Gewohnheit kurz und mit schlichten Worten gesagt habe, Richter, das ist, wie ich zuversichtlich hoffe, von allen gebilligt worden. Was ich aber im Widerspruch zu meiner und der bei Gericht üblichen Gewohnheit über das Talent meines Klienten und im Allgemeinen über das Studium selbst gesagt habe, das ist von euch, Richter, wie ich hoffe, gütig aufgenommen worden, von dem, der Gericht hält, weiß ich es mit Gewissheit.
Quae de causa pro mea consuetudine breviter simpliciterque dixi, iudices, ea confido probata esse omnibus. Quae autem remota a mea iudicialique consuetudine, et de hominis ingenio et communiter de ipsius studio locutus sum, ea, iudices, a vobis spero esse in bonam partem accepta; ab eo qui iudicium exercet, certo scio.